Donnerstag, 2. August 2012

#3



 Emma hatte schön öfters Partys geschmissen. Meistens waren es Grillabende im Sommer, mit 10-15 Leuten. Nichts großes eben. Aber sie plante eine Party mit allen, die wollten. Natürlich wollten auch alle. Wir rechneten mit über 100 Leuten! Als erstes verteilte sie die Karte an die Jungs. Sogar den Losern gab sie eine Einladung.
 "Emma!? Alles klar bei dir?"
 "Klar, wieso nicht?"
 "Du gibst sogar Danny eine Einladung. Dussel-Danny."
 "Und? Wenn er kommen will."
 "Sag mal bist du totsterbenskrank und willst nochmal dein Gewissen reinigen!?" Ich hätte es damals bemerken müssen. Das Zucken, dass durch ihren Körper ging. Das Flackern in ihren Augen. Aber ich sah es nicht. Ich sah gar nichts. Nur eine völlig wahnsinnig gewordene Emma, die Aufmerksamkeit brauchte. Die übertrieb und jetzt unbedingt allen zeigen musste, wie cool sie ist.
Ja, ich war zu dem Zeitpunkt ziemlich eifersüchtig auf sie. Eifersüchtig und genervt. Den ganzen Tag redete sie nur von sich und war damit beschäftigt die Party zu planen.
Ich kam mir einsam vor. Den ganzen Tag hätte ich auch allein rumlaufen können. Allein zum Klassenraum, allein Bücher aholen, allein an's Schließfach, allein in AG's einschreiben, allein essen.
Allein.
Ich war schon immer neben ihr untergegangen.
Wenn ich ein Schwan gewesen wäre, wäre sie der Pfau gewesen. Ich war nicht hässlich, aber ich stand immer in Emma's Schatten.
Selbst nach ihrem Tod.
 Es war einfach ihre Ausstrahlung. Und die sahen alle. Die Jungs gafften, vorallem an diesem ersten Schultag, wo sie ihr rotes Kleid trug. Und sie blühte auf.
Es schien, als blühte sie auf.
Wir steuerten auf eine Gruppe Jungs zu, die eine Klassenstufe höher waren als wir.
 Es war schon ein paar mal vorgekommen, dass wir was mit ihnen zu tun hatten. Oder besser gesagt, dass Emma etwas mit ihnen zu tun hatte. Aber es waren nur ein paar Anmachsprüche seitens der Jungs gewesen und Emma hatte sie immer ignoriert.
 Sie hatte alle ignoriert. Ignoriert und provoziert.
Sogar manipuliert, wie sich am Ende rausstellte.
 Letztendlich weiß ich bis heute nicht, ob ich sie lieben oder hassen soll. Ich müsste sie hassen, nachdem ich erfuhr, was sie uns allen angetan hatte. Doch ich wusste, wieso sie es tat.
 Vielleicht war das, das schlimmste daran. Dass ich sie verstand.
 Ich weiß nicht, wie viel dieser Gedanken auch meine sind und wie viel sie mir in den Kopf gelegt hat. Doch letztendlich wird sie immer meine Elfen-Emma bleiben. Mein kleines Emmalein, was ein tiefreines Herz hat. Das ist mein Glauben, auch wenn es nur eine Lüge ist.

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